Montag, 2. November 2015

Warum "Statt Plastik"?

Plastik umgibt uns überall, wir nehmen es meist schon gar nicht mehr wahr, so selbstverständlich ist es. Klar, die Plastiktüte kennt man. Und die Folien, Becher und Behältnisse, in denen unsere Lebensmittel im Laden verpackt liegen. Aber auch Bekleidung, Kinderspielzeug, der Lichtschalter, Kosmetik, das Handy, die Zahnbürste, tatsächlich ein Großteil dessen, was unseren Alltag ausmacht, ist aus Plastik. Dabei sehen wir es oft gar nicht auf den ersten Blick. Auch die Milchflasche aus Glas hat im Deckel eine Beschichtung aus Plastik. Und das Duschgel, klar aus der Plastikflasche, enthält Plastik in Form von Mikroplastik-Perlen. Gehen Sie einmal ganz bewusst durchs Haus und gucken, was alles Plastik enthält. Sie werden erstaunt sein! Wir sind im Plastikzeitalter angekommen.













So praktisch Plastik heutzutage für uns ist, die negativen Auswirkungen für uns und die Umwelt sind enorm und in ihrem ganzen Ausmaß noch nicht erkennbar. So enthalten einige Plastiksorten sogenannte Weichmacher. Das sind chemische Stoffe, die als Zusatzstoff vor allem spröde Kunststoffe weicher und elastischer machen. Weich-PVC besteht zu 10 bis 50 Prozent aus Weichmachern. Die am häufigsten verwendeten Weichmacher sind die Phthalate. Das Problem ist, dass sich diese Stoffe mit der Zeit aus dem Weich-PVC herauslösen – durch Abrieb, Ausdampfen, Auswaschen. Aufgrund des allgegenwärtigen Einsatzes dürfte fast jeder Mensch Phthalate und ihre Abbauprodukte im Körper haben. Sie werden nicht nur eingeatmet (Ausdampfen) oder oral (Nahrung, Medikamente, Nuckeln bei Kleinkindern) aufgenommen, sondern gelangen auch über die Haut (direkter Kontakt, Kosmetik) ins Blut. Einige Phthalate sind hormonell wirksam und können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Andere stehen im Verdacht, sich in Lebewesen anzureichern und auch im Boden sehr langlebig zu sein. Leider werden Phthalate immer wieder auch für Produkte für besonders empfindliche Menschen verwendet, zum Beispiel in Buntstiften, Radiergummis, Spielzeug oder medizinischen Gegenständen wie Infusionsbeuteln und Dialysebeuteln, Handschuhen oder Hilfsstoffen für Medikamente.

Foto: D. Probst
Ein weiteres Problem: Plastik ist in der Regel nicht biologisch abbaubar. Eine Plastikflasche hat schätzungsweise eine Lebensdauer von über 400 Jahren. Seit Jahrzehnten gelangt Plastikmüll in die Umwelt und landet irgendwann in den Flüssen und Seen und letztendlich im Meer. Auch auf den Meeren selbst fällt Plastikmüll an, zum Beispiel durch illegale Müllverklappung oder sogenannte Geisternetze aus der Fischerei. Die Menge ist von Jahr zu Jahr gestiegen, jährlich sollen es weltweit bereits über 10 Millionen Tonnen Plastikmüll sein. Unklar ist, ob es nicht viel mehr ist, weil ein Teil des Plastikmülls auf den Meeresboden sinkt und damit mengenmäßig aus dem Blickfeld der Forscher gerät. Seit Jahrzehnten gibt es auf den Weltmeeren durch Strömungen angesammelte Müllteppiche, hauptsächlich aus Plastikmüll, der größte mittlerweile etwa so groß wie Westeuropa.

Plastik und Plastikmüll sind schier überall. Angesichts der Größe des Problems fühlt man sich als Einzelner mitunter ohnmächtig. Und genau da will dieses Buch ansetzen: Ich möchte Ihnen Anregungen für (weitgehend) plastikfreie Alternativen geben. Die Produkte sind alltagstauglich und schön. Und die Rezepte sind einfach gehalten und können leicht und ohne allzu großen Aufwand nachgearbeitet werden.

Nicht alles kann selbst gemacht werden. Deshalb mein Tipp: Gehen Sie mit offenen Augen durch den Alltag und erkennen Sie, wo Sie überall Plastik nutzen. Schauen Sie, wo Sie Plastik vermeiden können und wo es unabdingbar ist. Den radikalen Schritt, gleich das ganze Leben weitgehend plastikfrei zu machen, wird kaum jemand gehen wollen und können. Dagegen wird es in einigen Bereichen leichtfallen, ohne Plastik auszukommen. Das ist dann schon mal ein Anfang. Sie werden sehen, je mehr Sie sich mit dem Thema auseinandersetzen, desto mehr Möglichkeiten zum Einsparen von Plastik werden Sie finden. Auf Plastik zu verzichten, kann eine Bereicherung sein. Und wenn viele etwas tun, ist das schon eine Bewegung.

Es gibt gute Gründe, Plastik einzusparen:
- um selbst möglichst gesund zu bleiben,
- um die Umwelt sauber zu halten,
- um weniger Müll zu produzieren,
- um Ressourcen zu schonen.
Fangen Sie gleich heute damit an. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!